DISC GOLF EUROPAMEISTERSCHAFT 2012 in England
Das kleine aber feine Team aus dem RheinMain-Gebiet: Wolfgang Kraus (Scheibensucher aus Trebur), Jürgen Hermanns (Scheibensucher aus Mainz) und der Rüsselsheimer Michael Hamann. Während bei Jürgen und Michael nur der olympische Gedanke zählte (dabei sein war alles) erzielte Wolfgang Kraus in seinem zweiten aktiven Jahr als Spieler bereits einen sehr guten 8. Platz (GM) von 18 Teilnehmern, Gratulation!!!
Ergebnisse unter http://www.bdgaopen.co.uk/results
EINS VORNEWEG: Herzlichen Glückwunsch an Wolfgang Kraus (aus dem kleinen Team DiscGolf-RheinMain) für Platz 8 bei den Grandmastern mit einem Wurf vor seinem Erzrivalen und Freund Ewald Tkocz aus Söhnstetten, eben knapp wie immer zwischen den Beiden!!!
Die Disc Golf EM mit den "zwei mal zwei" Gesichtern
Eine anstrengende Reise liegt hinter mir und es wird Zeit über dieses wirkliche Erlebnis zu berichten. Wenn ich von „zwei mal zwei“ Gesichtern spreche meine ich zum einen die beiden Sieger des TEAM GERMANY in der Spielklasse Open mit Simon Lizotte aus Bremen (Discgolfer Münsterland) und Sven Rippel aus Bergkamen (Discgolfer Münsterlnd) in der Spielklasse Junioren und zum anderen einen fast perfekten EM-Kurs nebst Wetter bei einer gleichzeitigen indiskutablen Vermarktung dieser Veranstaltung mit weiteren sehr viel fragwürdigen Vorgängen.
Aus sportlicher Sicht wurde den 196 Teilnehmern aus 15 Nationen ein anspruchsvoller Kurs mit 18 Bahnen präsentiert der alles zu bieten hatte. Lange und offene Bahnen folgten auf Bahnen mit Mandatories und abgsteckten OB-Zonen, kurzen präzise und gerade zu spielenden Bahnen Bahnen folgten Bahnen mit Höhenunterschieden, Bahnen mit nicht sichtbaren Körben folgten Bahnen in Wassernähe. Es mussten schon alle Wurftechniken beherrscht werden um dem Kurs mit Par 66 Paroli bieten zu können zumal es die Natur eingerichtet hatte mit ständigem Wind eine zusätzliche Schwierigkeit einzubauen.
Lediglich Bahn 15 war aus meiner Sicht abslut nicht turniertauglich da einfach zu gefährlich. Während des Trainingsbetriebes wurde bereits eine Frau am Kopf getroffen, trotzdem wurde der Abwurfpunkt nicht verlegt und knapp 800 weitere Abwürfe folgten im weiteren Turnierverlauf. Es musste eine Straße von einem erhöhten Abwurf überspielt werden. Paralell zur Bahn verlief eine weitere Straße an der regelmäßig Busse an 2 Haltestellen hielten und es kreuzten ständig Studenten auf dem Weg zum Bus. Der regelmäßige Wind an dieser Bahn hatte zur Folge das wirklich nur die richtigen „Weitwerfer“ relativ sicher auf den Hang hinter der Strasse werfen konnten während viele Scheiben vom Wind ergriffen wurden und unkontrolliert Richung Straßen abgetrieben wurden. Eine Verlegung des Abwurfes auf ein etwas tiefer gelegenes Plateau hätte den Charakter der Bahn kaum verändert aber viel sicherer gemacht was aber unverständlicher Weise (nach dem Kopftreffer) nicht veranlasst wurde.
Das Wetter war fast perfekt, der angekündigte Regen zeigte sich nur in Form von ganz kurzen Niederschlägen und das auch nur am ersten Tag.
An kritischen Bahnen waren i.d.R. Spotter vor Ort was allerdings am vierten Tag am Vormittag etwas vernachlässigt wurde sodaß auch Spieler größere Wege zurücklegen mussten um das Spotten selber zu übernehmen.
An 2 Stationen wurden die Ergebnisse in ein gut funktionierendes Live-Scoring eingepflegt und die Spieler konnten sich mit Obst und Leitungswasser versorgen.
Soviel zu den positiven Seiten des Turnieres die natürlich viel wert waren weil alle Spieler angereist waren um hauptsächlich Disc Golf zu spielen und das konnte man ausgiebig!!!
Die Reihenfolge meiner Kritik gestaltet sich recht schwierig weil es viele Punkte gab und eine Gewichtung der „Vergehen“ schwierig ist.
Als erstes fielen mir etwas 20 Jahre alte Körbe auf die angespielt wurden. Keiner der Turnierkörbe dürfte PDGA- geprüft gewesen sein. Mit zwei Sponsoren des Turnieres (die zumindest auf Dokumenten vertreten waren) nämlich Latitude und Westside hätte es für eine EM durchaus möglich sein können auf neue Modelle zu spielen um einfach die Präsenz einer professionellen Sportveranstaltung zu erwecken. Wie sich aber herausstellte war das Turnier offenbar nicht dafür ausgelegt die Öffentlichkeit für Disc Golf zu begeistern.
Auf dem gesamten Campus dieser großen Universtität fand man keinerlei Hinweise zu dieser EM, weder Flyer noch Plakate machten deutlich das hier gerade mal knapp 200 Sportler eine Europameisterschaft ausspielen. Die Folge war das wir regelmäßig von Studenten angesprochen wurden was wir hier denn machen und das durchaus Interesse vorhanden war. Auch in der örtlichen Presse suchte man vergeblich nach Hinweisen zu dieser EM. Es war kein großes Banner o.ä. zu sehen, lediglich ein paar Beachflags des britischen Verbandes kamen an Bahn 1 zum Vorschein und noch wenigen anderen Stellen des Kurses. Die PDGA war mit überhaupt keinem Banner vertreten, bezeichnenderweise sorgte ein Spieler mit einem alten PDGA-Banner an Bahn 17 für einen optischen Hinweis eines Disc Golf Turnieres. Wenn man bedenkt der PDGA Boss persönlich vor Ort war eine wirklich peinliche Vorstellung…
Diese „Nichtbewerbung“ des Turniers hatte zur Folge das bei den letzten Bahnen der führenden Spieler (ein separates Finale konnte aufgrund des Golfstarts nicht durchgeführt werden) das lediglich nur etwa 100 Spieler das Geschehen verfolgten und wirklich kein weiterer Zuschauer (neben Freunden von Spielern) vor Ort waren und das ganze Turniere wirklich unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfand.
Sehr interessant gestalteten sich schon im Vorfeld die Kosten für das Turnier. Wer auf dem Gelände übernachtete (und somit bereit war sehr viel Geld für einfache Zimmer auszugeben) wurde mit einem geringeren Startgeld von umgerechnet etwa 150 Euro„belohnt“, wer außerhalb schlief musste über 200 Euro bezahlen. Der einzige Sinn dieser Maßnahme ist wohl die Erkenntnis das an den verlangten Zimmerpreisen reichlich verdient wurde. Die eigentlichen Preise die wir vor Ort in Erfahrung bringen konnten lagen nämlich deutlich darunter (auch ist davon auszugehen das für die große Spieler-/Übernachtungsanzahl Sonderkonditionen ausgehandelt wurden) und auch die Essenspreise waren von den Realen weit entfernt waren doch für Mittag- und Abendessen jeweils 10 Pfund im Vorfeld zu bezahlen, dieser Preis lag etwa 100% über den realen Kosten .
Das „Playerspackage“ in Form einer Scheibe, eines Minimarkers und eines T-Shirts war für eine EM auch sehr "einfallsreich" und "wertvoll" oder andersherum einfach ideenlos.
Sehr interessant gestaltete sich die Aussage von „Tournament Director“ Charlie Mead gegenüber einem deutschen Spieler das er mit Turnieren in der Vergangenheit wohl eher ein Verlustgeschäft gemacht hat von daher macht das schon alles Sinn so wie wir dort alle „abgezockt“ wurden was in dieser Deutlichkeit so auch gesagt werden muß.
Auch kaum verwunderlich das bis zum letzten Tag die Höhe der Preisgelder nicht bekannt war und diese erst dann veröffentlicht wurden. Eine taktische Meisterleistung wäre doch bei einer vorherigen Bekanntgabe eine Riesendiskussion entstanden. Während bei der EM 2010 in Frankreich der Sieger über 2000 Euro bekommen hat, wurde Simon Lizotte mit ganzen 420 Pfund für sein überragendes Spiel entlohnt und entsprechend niedrig auch alle anderen Platzierungen. Ein Skandal der nur vermieden werde konnte weil es nicht bekannt gemacht wurde bzw. erst in letzter und eben unausweichlicher Sekunde.
Am Europameister der Junioren Sven Rippel wurde auch peinlichst demonstriert wie armselig hier mit tollen sportlichen Leistungen umgegangen wurde obwohl zehntausende Euro zur Verfügung standen. Weil er als aktiver und sehr guter Disc Golf Spieler "natürlich" noch keine Scheiben, Tragegurt und Mütze hatte wurden ihm diese Preise für den Titel als Überraschung übergeben. Von den 6 Scheiben waren sogar Scheiben mit Aufdrucken vergangener Weltmeisterschaften dabei was zeigt das alter Lagerbestand weg musste…
Beachtet werden muss auch das die Startgebühren in Frankreich unter der Hälfte der Startgebühren in England lagen also auch hier wurde reichlich Geld verdient.
Zum Abschluss meiner kritischen Nachbetrachtung komme ich zu den offiziellen Preisverleihungen. Die Glaspokale mit Lasergravur für alle Plätze 1-3 in unterschiedlicher Größe waren OK wenn auch nicht von hoher Designleistung. Problematisch stellte sich aber nun die Situation da das mehrere Spieler mit gleicher Wurfzahl vordere Plätze belegten. Der TD entschloss sich ungewöhnlicherweise dazu die Plätze nicht wie üblich in einem Stechen ausspielen zu lassen sondern verkündete bei der Siegerehrung denjenigen zur Platzierung der in der letzten Runde den besseren Score hatte obwohl es ja insgesamt einen Gleichstand gab.
Gleichzeitig verzichtet er sogar auf die Erwähnung der Namen die sich ja ebenfalls auf das Treppchen gespielt hatten, eine Unverschämheit die kaum in Worte zu fassen ist. Betroffen waren: die Drittplatzierten Oscar Stenfeld (Open), Robert Buzasy (Master), Martin Frederiksen (Master), Kari Vesala (Master), Paul Franz (Grandmaster). Bei den Damen (Camilla Jernberg+Angelica Frantz)wurde der zweite und dritte Platz (trotz Wurfgleichheit) auch nach diesem Prinzip vergeben.
Ich denke das alle diese Vorgänge ein Nachspiel haben müssen und ich würde mir wünschen das alle Spieler einen Teil des Start-/Unterkunftsgeldes zurückverlangen und hoffe das hier alle Teilnehmer an einem Strang ziehen und die EM noch lange nicht zu Ende sein wird. Eine Offenlegung der Turnierkosten/-einnahmen halte ich für absolut notwendig, es kann nicht sein das hier auf sehr hohe Kosten der Spieler nur ein Low-Budget Turnier abgewickelt wurde !!!
Ich bedanke mich aber bei allen Helfern ohne die das Turnier nicht möglich gewesen wäre sowie dem Wettergottund Kursdesigner und für verdammt viel Spaß mit dem deutschen Team nach den Runden insbesondere den Scheibensuchern Jürgen und Wolfgang sowie dem „Pläutzchen“, Dominik, Josef, Simon und Jan für ein tolles Flippervergnügen (AC/DC Rocks!!!) und verdammt lustige Abende, HEYHODISCGOLF!!!
VORBERICHT EUROPAMEISTERSCHAFT 2012 in England
Mit einer kleinen Gruppe von 3 Spielern starten die DiscGolfer aus dem RheinMain-Gebiet zur Europameisterschaft nach Colchester in England.
Die beiden Scheibensucher Wolfgang Kraus (Trebur) und Jürgen Hermanns (Mainz) sowie Michael Hamann reihen sich in das 196-köpfige Starterfeld ein. Lediglich Michael Hamann hat bereits eine EM gespielt (2008 in Söhnstetten) und belege dort den 112. Platz von 141 Teilnehmern seiner Spielklasse.
Die EM in England hat "nur" 196 Teilnehmer die auf einem Kurs mit 18 Bahnen (Durchschnittslänge pro Bahn 143m, Gesamtpar 66: 7x Par 3, 10x Par 4 und 1x Par 5) für 4 Runden antreten müssen, d.h. jede Bahn hat in etwa die Länge der längsten Bahn (21) im Rüsselsheimer Ostpark. Gespielt wird im Golf-Start Verfahren in dem alle Flights an Bahn 1 beginnen und morgens bereits um 7.30 Uhr die ersten Spieler an den Start gehen. Die letzte Spielergruppe beginnt um 15.30 Uhr mit der vermtlich um die 4 Stunden dauernden Runde. Pro Tag wird eine Runde gespielt.
Ganz entspannt fährt der führende "GrandMaster"der GT-Wertung Wolfgang Kraus nach England. Seine rasende Entwicklung in seiner noch jungen aktiven Zeit könnte auch bei der EM zu einer kleinen Überraschung führen obwohl die alten Hasen seiner Spielklasse sich mit reichlich Erfahrung präsentieren. Wie immer spannend wird der direkte Vergleich mit seinem Widersacher Ewald Tkocz sein die sich schon des öfteren ein Kopf-an-Kopf Rennen geliefert haben.
Jürgen Hermanns wünscht sich wohl nach den letzten Turnieren einfach nur ein paar sichere Putts aus kurzer Entfernung die ihn in der Vergangenheit regelmäßig schier zur Verzweiflung getrieben haben. Nach einer längerer Turnierpause hofft er auf einen postiven Neuanfang mit seinen eigentlichen Möglichkeiten.
Etwas mehr Konstanz hingegen wünscht sich Michael Hamann der aufgrund seines PDGA-Ratings im Vergleich zur Konkurrenz maximal einen 50. Platz (bei 91 Teilnehmern seiner Klasse) erreichen könnte. Bei der Generalprobe beim A-Turnier in Söhnstetten vor 3 Wochen war die gewünschte Konstanz allerdings nicht vorhanden.
Letztendlich wird auch die Kondition der Wurfarme aller Spieler ausschlaggebend dafür sein ob die angestrebten Platzierungen erreicht werden können da keiner wirkliche Erfahrungen mit 4 Runden auf solch einem langen Kurs haben.
Das deutsche Team geht mit insgesamt 16 Teilnehmern (darunter mit Christine Hellstern leider nur eine Frau) an den Start. Das starke deutsche Führungsquartett der GermanTour kann durchaus auf eine Top-Platzierung spekulieren wobei Simon Lizotte aus Bremen noch ein wenig gehandicapt ist (Rückenprobleme). Die langen Bahnen könnten Christian Plaue aus Grebenstein liegen der bei der EM 2008 das Kunststück fertig brachte an einer Par 5 Bahn mit nur 2 Würfen "einzuchingen"! Mit Sven Rippel aus Lünen und Dominik Stampfer aus Söhnstetten sind zwei weitere heiße Eisen im Feuer die mit Ihrem Rating zu den Top 15 dieses Turnieres zählen.
Bei den Junioren könnte sich auch Kevin Konsorr ohne Probleme nach vorne spielen. Das Master-Starterfeld ist besonders stark besetzt und Frank Buchholz aus Hamburg der die GT-Wertung anführt wird Schwierigkeiten haben Platz 20 erreichen zu können.
In jedem Fall werden alle Teilnehmer richtig gute Erfahrungen machen denn eine EM ist defintiv schon etwas besonderes zumal ein sehr gepflegter Kurs mit englischen Rasen erwartet werden kann!